Leben mit den Toten
Die Friedhofsbewohner Manilas
Der Cementerio del Norte in Manila ist einer der ältesten Friedhöfe der Philippinen. Die geräumigen Mausoleen und Grabkammern sind zum Teil so einladend, dass Menschen aus der ärmsten Bevölkerungsschicht sie zu ihrer Heimat gemacht haben.
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Verwaltet von der philippinischen Hauptstadt, beherbergt der Friedhof über eine Million Tote und zählt mit einer Fläche von 54 Hektar zu den größten Friedhöfen Manilas. Hier liegen neben der Zivilgesellschaft auch berühmte Persönlichkeiten und Politiker begraben, zu deren Ehren geräumige Mausoleen und Grabkammern erbaut wurden. Diese sind zum Teil so einladend, dass Menschen aus der ärmsten Bevölkerungsschicht sie zu ihrer Heimat gemacht haben.
Der Alltag auf Gräbern: Ein Sarg als Bett
Den Cementerio del Norte nennen rund 300 Familien ihr Zuhause. Tausende Lebende teilen sich den Platz mit teilweise ihnen bekannten und unbekannten Toten. Dabei sind es vor allem die Kinder, die in dieser Szenerie seltsam erscheinen. Mit einer Selbstverständlichkeit klettern selbst die Jüngsten auf den Gräbern herum und spielen in Grüften. Auch der Unterricht findet in einem eigens dafür vorgesehenen Mausoleum statt, wo die Schüler mit dem Rücken an Gräber gelehnt das Alphabet lernen.
Aus Wellblechen, Planen und Sperrholz haben sich viele Familien ihr eigenes kleines Reich zwischen den Gräbern gebaut. Meist werden die massiven Steingräber direkt in die Wohnsituation integriert und dienen als Tische oder Betten. Auch für Elektrizität ist gesorgt: Die Friedhofsleitungen bieten genügend Strom, um Lampen und Fernseher zu betreiben.
Die Kommune auf dem Friedhof existiert schon seit mehreren Generationen. Viele der Bewohner sind hier geboren und werden auch hier begraben. Das Leben auf dem Friedhof ist für die meisten Menschen sogar die bessere Alternative: Im Vergleich zu den Slums bietet der Cementerio del Norte ihnen ein Ort, an dem weniger Gewalt herrscht und der etwas abgeschiedener von Drogenhandel, Prostitution und Mord liegt.

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Begrenzte Grabplätze und kurze Ruhezeiten
Der zuständigen Regierung sind die Friedhofsbewohner allerdings ein Dorn im Auge. Die Philippinen sind zum Großteil katholisch geprägt. Der Glaube spielt auch auf politischer Ebene eine große Rolle, weswegen die Friedhofsbehausungen einen starken Konflikt hinsichtlich des legeren Umgangs mit der Totenruhe aufwerfen. Androhungen einer Umsiedlung oder Räumung durch die Behörden haben die Bewohner schon oft gehört. Bisher ist es zwar nicht dazu gekommen, die ständige Angst um ihre Existenz bleibt jedoch.
Viele der Familien haben sogar einen direkten Bezug zu den Gräbern, die sie bewohnen. Oftmals sind es ihre Angehörigen oder Bekannten, die nun zum festen Inventar ihrer Behausung gehören. Viele Menschen wünschen sich vor ihrem Tod auch explizit, von ihren Hinterbliebenen bewacht zu werden und sind beruhigt, ihr Grab von den Angehörigen gepflegt zu wissen.
Die meisten Friedhofsbewohner verdienen ihr Geld durch das Verrichten anfallender Arbeiten auf dem Friedhof. Einige haben sich auf die Grabpflege spezialisiert, andere meißeln Inschriften in Grabsteine und wieder andere betätigen sich als Totengräber.
Da die Geburtenrate in den Philippinen sehr hoch und die Lebenserwartung sehr gering ist, müssen ständig neue Gräber bereitgestellt werden. Auf dem Cementerio del Norte finden täglich rund 80 Beerdigungen statt. Die Begräbnisse sind meist sehr simpel gehalten und dauern kaum länger als eine halbe Stunde. Die verfügbaren Grabplätze auf dem Friedhof sind ein knappes Gut. Die Stadt gewährt den Toten deswegen nur eine Ruhezeit von fünf Jahren. Für eine Verlängerung müssen die Angehörigen zahlen. Da es für viele der Menschen jedoch kaum möglich ist, ihre lebenden Angehörigen zu versorgen, können die Gebühren für die Toten oft nicht bezahlt werden. Nicht selten kommt es dann zu einer Exhumierung des Leichnams.
Friedhofsbewohner, die sich auf das Ausheben von Gräbern spezialisiert haben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, übernehmen sowohl das Herabsenken des Sarges, als auch die Bergung der Knochen nach Ablauf der Ruhezeit. Werden die Leichname nach der fünfjährigen Ruhezeit exhumiert, sind diese meist unvollständig verwest. Die sterblichen Überreste werden in ausgedienten Reissäcken gesammelt. Lediglich die Beschriftung des Reissacks erinnert dann noch an den Verstorbenen. Kommt keiner der Hinterbliebenen die Gebeine abholen, werden sie in abgelegenen Ecken des Friedhofs deponiert oder in den Zwischenräumen von Gräbern platziert. Der alltägliche Kontakt mit menschlichen Überresten ist dadurch unumgänglich.
Der Tod gehört zum Leben dazu
Die Lebensumstände der Bewohner des Cementerio del Norte erfordern einen abgeklärten Umgang mit dem Tod. Selbst für die Kleinsten unter ihnen ist es völlig normal, inmitten von menschlichen Knochen zu leben. Die Vergänglichkeit gehört hier ganz selbstverständlich zum Leben dazu und man lernt bereits in frühester Kindheit, dass nichts so sicher ist wie der Tod.
Aber auch Hinterbliebene, die ihren Wohnsitz außerhalb des Friedhofs haben, verbringen besondere Feiertage und Gedenktage mit ihren Toten. Sie bringen Snacks und Getränke mit, stellen Kerzen auf und machen es sich am Grab gemütlich. Es wird ausgelassen gefeiert und es scheint ganz so, als wäre der Verstorbene wieder unter ihnen. Die direkte Integration der Toten in das Familienleben und die daraus resultierende Konfrontation mit der Sterblichkeit hilft vielen dabei, den Verlust eines geliebten Menschen besser zu verarbeiten.
Ein paar Kilometer weiter befindet sich einer der zahlreichen Privatfriedhöfe. Hier seine ewige Ruhe zu verbringen kann sich nur leisten, wer aus besser gestelltem Hause stammt. Die hier errichteten Mausoleen gleichen eher kleinen Ferienwohnungen als Gräbern. Viele der Grabkammern sind so ausgestattet, dass die Angehörigen problemlos einen ganzen Tag hier verbringen können. Wasser- und Stromanschluss sorgen für den nötigen Comfort und die Dachterrasse lädt zum Grillen und Feiern mit der ganzen Familie ein.
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